Praxiserfahrung
- Tipps für deinen aussagekräftigen Lebenslauf
- Basics
- Der Umfang
- Chronologie
- Lebenslauflücken
- Anzahl der Punkte je Bereich
- Struktur
- Aufbau/Inhalt
Auch für junge Akademiker und Akademikerinnen ist es wichtig in diesem Abschnitt schon etwas anbieten zu können. Daher nennst du diesen Punkt am besten “Praxiserfahrung”, da so auch alle Nebentätigkeiten in diesem Abschnitt mit aufgenommen werden können.
Je nachdem in welcher Phase du dich gerade befindest, hast du logischerweise mehr oder weniger Praxiserfahrung. Wenn du zum Beispiel gerade mit dem Studium begonnen hast und auf der Suche nach deinem ersten Nebenjob bist, dann wird dir kein Unternehmen verübeln, dass du hier noch nichts wirklich Relevantes anbieten kannst. Als absolutes Minimum solltest du hier dennoch zwei Punkte stehen haben. Das kann auch einfach dein letzter Aushilfsjob oder, wenn es sonst überhaupt nichts anderes gibt, dein letztes Schulpraktikum sein. Letzteres aber wirklich nur im “worst case” und auch nur, wenn es einen Bezug zu der Stellenausschreibung hat. Fortgeschrittenen Studierenden oder Absolventen und Absolventinnen empfehlen wir eher drei bis vier relevante Punkte anzugeben und von Schülerpraktika in jedem Fall abzusehen!
Der Aufbau einer Tätigkeit
Neben der zeitlichen Angabe in Monat und Jahr (MM/JJJJ) bilden die genaue Tätigkeits/Positionsbezeichnung, das Unternehmen inkl. Rechtsform und der Standort die Headline der jeweiligen Tätigkeit.
Unter der Headline solltest du mindestens zwei Unterpunkte haben, die du für die genaue Aufgabenbeschreibung nutzt. Sei hier mutig und stelle besonders die Dinge hervor, die dich weiterbringen und dich für dein nächstes Karriereziel qualifizieren.
Praxiserfahrung
04/2016 - heute Werkstudent/ Werkstudentin (Controlling), jungwild GmbH, Köln
Erstellung von Umsatzkalkulationen // Auswertung und Präsentation der Quartalszahlen ans Management01/2017 – 03/2017 Praktikant/ Praktikantin (Assurance), Ernst & Young GmbH, Düsseldorf
Prüfung von Einzel- und Konzernabschlüssen bei Gesellschaften unterschiedlicher Größen und Rechtsformen // Plausibilitätsverprobung von Positionen im Jahresabschluss
Zur Praxiserfahrung zählen:
Festanstellung: Wenn du vor oder nach deinem Studium schon einmal fest angestellt warst, dann gehört das natürlich in deinen Lebenslauf. In der Darstellung gibt es keine Besonderheiten und es gilt die bereits beschriebene Form.
Wenn die Stelle dein erster fester Job nach deinem Studium war, dann solltest du nur darauf achten, der Aufgabenbeschreibung ein entsprechend hohes Gewicht beizumessen. Diese Tätigkeit sollte dann deutlich ausführlicher sein als ein Praktikum, das du während deines Studiums absolviert hast.
Nur wenn du dich beispielsweise umorientieren möchtest oder nur sehr kurz angestellt warst, ist es OK, wenn du einer Festanstellung nach dem Studium inhaltlich einen kleinen Wert beimessen würdest.
In diesem Fall ist Kreativität gefragt:
Wurdest du beispielsweise in den ersten drei Monaten innerhalb der Probezeit gekündigt, solltest du diesen Punkt einfach weglassen. Jeder Arbeitgeber und jede Arbeitgeberin würde sich sonst wahrscheinlich fragen, warum Du die Probezeit nicht überstanden hast. Wichtig hierbei: Niemals lügen! Verschweigen ist aber erlaubt, wenn es aus deiner Sicht nicht relevant ist. So auch in diesem Fall! Die Lücke sollte dann wenn möglich mit anderen Punkten gefüllt werden (siehe Lebenslauflücken).
Auch wenn du dich umorientieren möchtest und du Bedenken hast, dass deine letzte Tätigkeit dich für dein angestrebtes Ziel nicht wirklich qualifizieren würde: Du findest in jedem Job Punkte, die dich auszeichnen! Natürlich macht man aus einem Kaufmann nicht einfach so einen Informatiker! Aber jeder Kaufmann und jede Kauffrau arbeitet mit dem Computer, hat in seinem letzten Job ggf. mal mit der IT gesprochen oder sogar ein Projekt mitbegleitet. Fazit: Überlege welche Dinge an deinem Job zu deinem neuen Ziel passen und stelle diese in den Vordergrund. Unabhängig davon, ob es deine Hauptaufgabe war oder nur ein kleiner Teil.
Tätigkeit als freier Mitarbeiter oder freie Mitarbeiterin (Freelancer): Es gibt viele Unternehmen, die Studierende in erster Linie als freie Mitarbeiter und freie Mitarbeiterinnen beschäftigen. Eine typische “Spezies” sind zum Beispiel Promotionagenturen. Dort sind fast alle Promoter und Promoterinnen als freie Mitarbeiter oder freie Mitarbeiterinnen unterwegs und haben keinen festen Arbeitsvertrag. Die meisten dieser Unternehmen sind aber trotzdem bereit, dir für deine Tätigkeit unter der Angabe des Zeitraums ein Zeugnis auszustellen. Das Charmante an einer Tätigkeit als freier Mitarbeiter oder als freie Mitarbeiterin: Du hast sehr viel “Gestaltungsspielraum” im Hinblick auf deinen Lebenslauf. Wenn du zum Beispiel eine Lücke im Lebenslauf füllen musst und du innerhalb dieser Zeit immerhin ein paar Mal als freier Mitarbeiter oder freie Mitarbeiterin tätig warst, darfst du das mit der Angabe des kompletten Zeitraums in deinen Lebenslauf integrieren.
Praktikum/Praxissemester: Während des Studiums sind Praktika eine sehr gute Möglichkeit, Praxiserfahrungen zu sammeln. Idealerweise in einem Bereich, in dem man sich auch nach dem Studium sieht. Durch relevante Praxiserfahrung steigt die Chance auch nach dem Studium schnell einen entsprechenden Job zu finden.
Doch Praktika sind dafür da, um sich zu orientieren. Nicht jedes Praktikum passt am Ende zu 100% zu deinem aktuellen Karriereziel. Das ist völlig normal und kein Problem. Wichtig ist hierbei nur, dass du im Lebenslauf für dein Vorhaben das Maximum aus dem Praktikum rausholst. Hast du zum Beispiel ein Praktikum im Controlling absolviert und möchtest jetzt doch im Vertrieb Fuß fassen, dann überlege welche Verknüpfungen es geben könnte. Ein guter Vertriebler oder eine gute Vertrieblerin muss (vor allem in einer Führungsposition) auch gut mit Zahlen und Budgets umgehen können und natürlich kommunikativ sein. Überlege dann beispielsweise wie du den Punkt “Kommunikation” in deine Aufgaben im Controlling einbauen kannst. Sei kreativ!
Hinweis: Schulpraktika haben in einem Lebenslauf von jungen Akademikern und Akademikerinnen eigentlich nicht mehr viel zu suchen. Die einzige Ausnahme ist: Du hast gerade mit dem Studium begonnen und kannst sonst nur eine oder überhaupt keine Praxiserfahrung anbieten.
Abschlussarbeit/Thesis im Unternehmen: Wenn du deine Abschlussarbeit in einem Unternehmen geschrieben hast, dann solltest du das zusätzlich im Bereich “Praxiserfahrung” darstellen. Das Thema deiner Examensarbeit brauchst du hier grundsätzlich nicht zusätzlich zu erwähnen, da es schon im Bereich “Bildungsweg” unter Studium angegeben wird. Mach' den Punkt also genau wie ein Praktikum zu einem rein praxisrelevanten Punkt.
In der Headline schreibst du zum Beispiel einfach “Bachelorarbeit im Bereich Marketing, Siemens AG, Stuttgart”. Danach folgen die praktischen Aufgaben, die du im Unternehmen übernommen hast (gleiche Struktur wie bei allen anderen Punkten im Bereich “Praxiserfahrung”).
Wichtig: Gehe hier ausschließlich auf deine praktischen Erfahrungen ein. Wie hast du dem Unternehmen geholfen? Welche Aufgaben hast du übernommen?
Werkstudententätigkeit: Fast jeder und jede Studiernende arbeitet nebenbei, um Geld für sein Studium und seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Grundsätzlich gilt hier: Jeder Job zählt und kann deinen Lebenslauf um einen weiteren Punkt bereichern. Allerdings bringt es nichts, zehn verschiedene Jobs aufzulisten, ohne einen roten Faden zu haben. Konzentriere dich also auf die Jobs, die für dich am relevantesten sind. Du willst dich für eine Stelle bewerben, bei der Kundenkontakt gefragt ist? Hebe den dazu passenden Nebenjob hervor. Ein Nebenjob in einer Bar kann in diesem Fall (richtig verpackt) besser aussehen, als eine Stelle in der Administration, bei der du vielleicht mehr am PC gesessen hast, aber dafür weniger kommunikativ warst.
Berufsausbildung: Die Berufsausbildung ist grundsätzlich im Bereich Bildungsweg zu platzieren. Wenn du allerdings genügend Platz hast (siehe Umfang) und es sich inhaltlich für dich anbietet, dann solltest du den praktischen Teil deiner Berufsausbildung im Bereich “Praxiserfahrung” darstellen. Besonders, wenn es zu deinem Karriereziel passt! Wenn du beispielsweise bei einer Bank einsteigen möchtest, wäre es fahrlässig eine Bankausbildung nicht auch im Bereich Praxiserfahrung zu platzieren. Umgekehrt: Wenn du im Marketing einen Berufseinstieg planst und bereits relevante Werkstudententätigkeiten und Praktika anbieten kannst, dann solltest du auf eine zusätzliche Erwähnung deiner Bankausbildung verzichten. Auch hier gilt wieder: Bringt es dich weiter? Dann nimm es rein!
Freiwilliger Wehrdienst: Wenn du freiwilligen Wehrdienst geleistet hast, dann sollte das in irgendeiner Form auch in deinen Lebenslauf. Allein schon damit du keine größere Lücke hast. Wir empfehlen dies einfach kurz unter “Berufserfahrung” zu platzieren. Schau, wie bei allen anderen Punkten auch, dass du ggf. eine Aufgabenbeschreibung findest, die dich für dein nächstes berufliches Ziel qualifiziert. Ansonsten kannst du die Beschreibung aber auch einfach weglassen und dich nur auf die Headline beschränken. (Beispiel: Freiwilliger Wehrdienst, Bundeswehr, Stützpunkt Köln)
Freiwilliges Soziales Jahr: Es gibt zwei Möglichkeiten, in welchem Bereich du ein FSJ, FÖJ oder ähnliches unterbringen kannst! Entweder hier bei Praxiserfahrung oder bei Engagement. Wenn du noch einen weiteren Punkt im Bereich Engagement anbieten kannst (siehe Anzahl der Punkte je Bereich), dann empfehlen wir dies dort zu platzieren. (Soziales) Engagement ist sehr gern gesehenen und wirft immer ein positives Licht auf dich.
Natürlich solltest du hier trotzdem abwägen. Wenn dich die in deinem sozialen Jahr übernommenen Aufgaben für dein Karriereziel qualifizieren, dann empfehlen wir diesen Punkt im Bereich “Praxiserfahrung” unterzubringen. Gleiches gilt, wenn du sonst sehr wenig oder gar nichts in diesem Bereich anbieten kannst. Auch dann ist es besser, den Bereich “Praxiserfahrung” weiter aufzuwerten.