Networking unter erschwerten Bedingungen: In Coronazeiten als Student ein Netzwerk aufbauen - Geht das?
Gerade erst wurden die Regelungen ein wenig gelockert, schon ist die zweite Welle da. Die Zahlen erreichen täglich neue Höchstwerte, immer mehr Städte und Regionen werden zu Risikogebieten erklärt und die wenigen Veranstaltungen, die bis jetzt aufgrund strenger Hygienekonzepte noch möglich waren, werden abgesagt. Kongresse, Messen und weitere Events - viele Möglichkeiten, wertvolle neue berufliche Kontakte zu knüpfen, verschwinden nach und nach.
Corona erschwert die Networking-Bedingungen zunehmend und das in einer Zeit, in der ein weitreichendes Netzwerk für den beruflichen Erfolg so entscheidend ist wie nie zuvor. In vielen Berufsfeldern gehört es inzwischen zu den Anforderungen, auf ein umfangreiches Netzwerk zugreifen zu können. Die Devise lautet: Kontakte knüpfen, sich austauschen und vor allem im Gedächtnis bleiben! In unzähligen Artikeln kann man lesen, dass es essentiell ist, schon während des Studiums zu „connecten“, was das Zeug hält, damit man beim Berufseinstieg bereits mit einem breit aufgestellten Netzwerk glänzen kann. Was das Networking betrifft, gilt die simple Regel: Zu früh gibt‘s nicht. Am besten fängt man schon in der Schule an.
Nehmen und Geben
Gutes Networking besteht aus Geben und Nehmen. Man bietet die eigene Expertise und Unterstützung an und profitiert selbst wiederum vom Wissen und den Beziehungen anderer. Was genau aber kann man geben, wenn man kaum Erfahrungswerte zu bieten hat und gerade erst damit anfängt, sich ein Netzwerk aufzubauen? Welchen Mehrwert bringt man als Student oder Studentin mit ins Networking? Die Antwort ist simpel: Auch ohne ein hohes Maß an Expertise ist man in Zeiten des Fachkräftemangels als erfolgreicher und zielstrebiger Studierender ein gefragtes Gut.
Genau deswegen stellen Veranstaltungen wie Karrieretage, Jobmessen und Hochschulevents die beste Networkinggelegenheit für Studierende und Berufseinsteiger dar. Sie sind darauf ausgelegt mit Personalern und Referenten ins Gespräch zu kommen und bieten die Möglichkeit, sich zunächst in entspannter Atmosphäre kennenzulernen und zu präsentieren. Was also tun, wenn genau diese Events aufgrund von Corona abgesagt wurden oder nur noch unter strengen Auflagen stattfinden? Lohnt sich der Gang zu Karrieremessen überhaupt noch, wenn die Anzahl von Ausstellern und Besuchern immer stärker begrenzt wird und man das Gesicht des anderen kaum erkennen kann? Ohne Lächeln und festen Händedruck, wie viel vom ersten Eindruck bleibt da noch? Sowohl die nonverbale als auch die verbale Kommunikation verliert an Qualität. Es trägt nicht unbedingt zur Ungezwungenheit eines Gespräches bei, wenn man sein Gegenüber wegen einer Kombination aus Masken und Plexiglasscheiben halb anschreien muss, um sich zu verstehen. Alles in allem nicht die optimalen Bedingungen, um mit souveränem und sympathischen Auftreten zu überzeugen. Also lieber gleich bleiben lassen?
Maske, Social Distancing und Plexiglas stören? Egal!
Lasst mich das kurz erläutern. Stellt euch vor, ihr habt schon vor dem eigentlichen Event einen Artikel eines der Referenten gelesen und wollt anschließend mit ihm in Kontakt kommen und ihm einige Fragen stellen. Maske hin oder her auf einer Offline Veranstaltung habt ihr die Möglichkeit auf einen ruhigen Moment zu warten und die Person anzusprechen, um ins Gespräch zu kommen. Daher die Empfehlung: Auch wenn ihr das Gefühl habt, Karrieretage oder Jobmessen sind unter den aktuellen Bedingungen nicht das gleiche, geht dennoch hin! Versucht die wenigen Gelegenheiten zu nutzen, die es euch derzeit noch ermöglichen, ein bisschen Balance zwischen Offline und Online Networking herzustellen. Im Idealfall kann man sich so zunächst „im echten Leben“ einmal kurz persönlich vorstellen und sich anschließend online weiter vernetzten.
Auch abgesagte Events kann man nutzen
Habt ihr keine Möglichkeit zu den noch verbleibenden Veranstaltungen zu fahren, ist das auch nicht weiter schlimm. So oder so ist spätestens jetzt der Zeitpunkt, sich auf seine Online Networking Skills zu konzentrieren und diese weiter auszubilden! Dabei ist es wichtig strategisch vorzugehen. Einfach nur Kontaktanfragen zu senden birgt geringe Erfolgschancen und bringt vor allem keinen Nutzen. Natürlich ist es auf den ersten Blick oft beeindruckend, wenn jemand ein riesiges Netzwerk hat, viel wichtiger ist aber die Qualität der Kontakte. Einige wenige tolle Verbindungen sind besser als eine große Menge Kontakte, die man kaum kennt!
Um solche „wertvollen“ Bekanntschaften aufzubauen, gibt es auch in der Coronakrise noch viele Optionen. Eine erste Möglichkeit sind abgesagte Veranstaltungen selbst. Für viele wurden die Namen von Rednern oder Ausstellern bereits bekannt gegeben, bevor sie abgesagt wurden. Dadurch hat man die Chance, diese auch ohne das tatsächliche Event über XING oder LinkedIn zu kontaktieren. Das mag euch im ersten Moment aufdringlich und eventuell sogar nervig erscheinen, aber keine Sorge. Wenn ihr euch über die geplanten Vortragsthemen informiert und Themenpunkte zusammenstellt, die ihr gerne besprechen würdet, beweist ihr ein besonderes Interesse an der Expertise der Person und auch eine gewisse Zielstrebigkeit. Viele Experten werden zwar auf Karrierenetzwerken mit unzähligen Nachrichten überflutet, wissen aufrichtiges Interesse an ihrem Gebiet jedoch zu schätzen.
Online-Veranstaltungen als unterschätzte Gelegenheit
Auch wenn viele Veranstaltungen wegen der steigenden Zahlen nicht mehr in Präsenz stattfinden können, bedeutet das keinesfalls, dass sie überhaupt nicht mehr stattfinden. Derzeit existiert eine Vielzahl von Online-Events, Workshops oder Get-together über Zoom, die eine großartige Gelegenheit zum Networking darstellen. Zwar bekommt man dabei seltener die Möglichkeit ein persönliches Gespräch zu initiieren, aber auch für Online-Events gilt: Ob nun im persönlichen Gespräch oder in der Runde, besprochenen Themen bieten eine optimale Grundlage für spätere (An)Fragen auf Karrierenetzwerken.
Fazit: Lasst euch nicht verunsichern, weder von wenig Erfahrung, noch von Corona! Auch unter erschwerten Umständen ist erfolgreiches Networking möglich – Digitalisierung sei Dank. Natürlich ist es mit Zeit und Mühe verbunden, sich auf diese Weise ein Netzwerk aufzubauen, aber wenn man es schafft, wird man mit tollen beruflichen Chancen belohnt.
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